Monatsarchiv: Oktober 2010

S21 – 1. Schlichtungstag, Teil 2

Der erste Vortrag war von Herrn Kefer von der Bahn und ich erwartete die übliche Pro S21 Propaganda, aber nein, Herr Kefer sagte das er neue Folien hätte und das er keinen Ausflug ins Historische machen wolle – er begann seinen Vortrag mit „Vor 175 Jahren …“ und erzählte etwas über die Anfänge der Bahn und die Ursprünge von Kopfbahnhöfen – okay das ist also nicht historisch 😉

Seine Stimme war angenehm und der Vortrag war zumindest nicht einschläfernd, als Student ist man ja froh über solche Vorträge *G*. Sonderlich viel behalten habe ich mir von dem Vortrag allerdings nicht wie ich merke. Dennoch war Herr Kefer ein angenehmer Redner und der Vortrag nicht so schlecht wie ich eigentlich erwartete.

Als nächstes war dann Herr Palme an der Reihe und ich muss sagen ich war enttäuscht von seinem Vortrag, er redete mir zu schnell, so dass ich den Eindruck hatte gar nicht alles erfassen zu können was ich vielleicht gerne würde. Man merkte ihm den Politiker auch deutlich an, es war irgendwie halt so ein typischer Politikervortrag wobei ich gar nicht genau sagen könnte woher dieses Empfinden denn kam. Herr Palme ging gleich auf ein paar von Kefer behauptete Dinge ein und schilderte seine Sicht dazu.

Zu den Fakten: Herr KEfer sagte der neue Bahnhof wäre um ein Drittel leistungsfähiger und es würden dann 2 Mio mehr Menschen auf die Schiene kommen – woher die denn so plötzlich kommen sollten wurde mir persönlich nicht klar. Laut Herrn Kefer wahrscheinlich nur wg den verkürzten Strecken, für mich nicht vorstellbar denn das Kritikargument das ich immer wieder höre sind eben nicht die Reisezeiten sondern vor allem die hohen Preise in Verbindung mit den Reiseziten, und an den Preisen wird ja auch der neue Bahnhof nichts ändern. Außerdem hob Kefer noch die deutlich geringere Zahl der Gleiskreuzungen hervor und die geringere Gleisbelegungszeit die es laut ihm wegen des Wesen eines Kopfbahnhofes nicht geben kann. Und auf Kopfbahnhöfen wären mehr Züge verspätet wenn ein anderer Verspätung hat – hm wg. Anschlusaufnahme müssen auch an Durchgangsbahnhöfen viele Züge warten… Außerdem wurde später erwähnt der Heidelberger Bahnhof sei einer der unpünktlichsten, wie ich aus eigener Erfahrung weiß ist das definitiv ein Durchgangsbahnhof 😉 (Anmerkung am Rande: bei meinen 3 Fahrten zur Buchmesse fuhr der Zug dort immer verspätet los obwohl er pünktlich bereitstand, wahrscheinlich wg Anschlussaufnahme oder so)

Herr Kefer führte auch noch an das auch andere Projekte in BaWü rund 30 Jahre Planungszeit gehabt hätten und schließlich auch gut gewesen wären – damit wollte er wohl den indirekten Schlss ziehen das S21 dann auch gut sein muss – ich „liebe“ solche Argumente.

Über Güterverkehr sprach er nict, obwohl er betonte das S21 ja gut für die Wirtschaft sei … was er damit meine wenn nicht den Güterverkehr naja das weiß wohl nur er. (ich persönlich würde da die doch recht kurzzeitigen Arbeitsplätze nämlich nicht mit reinnehmen denn sie sind a) nur kurzzeitig und nach dem Umbau ja auch nicht mehr vorhanden und b) bietet die ein Umbau des kopfbahnhofs ja auch)

Gegen Ende sagte er noch se seien zu größerer Offenheit bereit – nun denn, ich bin gespannt.

Herr Palme stellt klar das die Gegner nicht generell gegen Bahnverkehr sind. Er erwähnt auch, dass Kefer nichts zum Güterverkehr gesagt hat weil der davon nicht profitiert. Er stellt auch klar, dass unter den von der Bahn angenommenen Prämissen nur das aktuelle S21 Projekt rauskommen konnte, man diese Prämissen jedoch auch hätte verändern können und damit ein anderes Projekt entstanden wäre.

Palmer erwähnt auch die von Frau Merkel oft genannten EU-Subventionen und stellt klar dass diese nur für die europ. Bahnstrecke fließen, nicht jedoch für den Bahnhofsbau. Palmer weist auch darauf hin, dass die Aussage Kopfbahnhöfe seien ein Relikt aus alten Zeiten nicht ganz stimmig ist, das sowohl München und Frankfurt als auch Zürich an ihren kopfbahnhöfen festhalten. Zürich sogar recht erfolgreich was seine Leistungsfähigkeit betrifft. Stuttgart gehört nach seiner Aussage zu den Pünktlichsten Bahnhöfen – im Gegensatz zu Heidelberg.

Palme äußert sich natürlich auch zu den hohen Kosten und den starken Kostensteigerungen. Das Argument von Herrn Kefer, dass der Verkehr des Flugzeugs wieder zurück zur Bahn soll und das Flugzeug der stärkste Konkurrent der Bahn ist will Palme so nicht stehen lassen, er sagts das viel mehr die Straße und der Güterverkehr eigentlich viel eher das Ziel der Bahn sein sollten.

Für mich DER Satz des Herrn Palmer: „Kopfbahnhöfe sind für die Kunden viel bequemer“ – JAAA! Aber dazu später meher und erwähnt hatte ich das ja schon mal in einem früheren S21 Artikel.

Danach refertiert Gangolf Stocker, der sehr viel nuschelt und sehr stockend spricht, mit der Technik hat er auch so seine Probleme und wirkt da sehr unsicher und etwas überfordert. Ich habe ihm nicht so ganz aufmerksam zugehört muss ich gestehen, es war mir zu anstrengend irgendwie.
Stocker sagt allerdings gleich zu Beginn zu dem Bahnmenschen Kefer „Ich sehe Sie kennen den Stuttgarter Bahnhof nicht“ und erklärt dass die Gleiskreuzungen nicht so prüblematisch seien wie von Kefer dargestellt, da der Bahnhof auf Grund seiner Lage die Einfahrt über 3 Ebenen ermöglicht. (was von Kefer nicht erwähnt wurde)

Geißler will dann von den Verantwortlichen Zahlen über die Wirtschaftlichkeit des geplanten Bahnhofs, da die Gegner diese ja bestritten, Frau Gönner erklärt dann dazu könne sie jetzt keine Angaben machen, sie hätte nicht gewusst dass das heute auf dem Plan stünde (mW war als Punkt die Leistungsfähigkeit des S21 Konzepts vorgesehen, warum man da keine Unterlagen über die Wirtschaftlichkeit bei sich hat ist mir etwas schleierhaft, denn auch die ist ja für die Leistungsfähigkeit relevant). Sie müsse die Unterlagen erst holen und könne sie also frühstens nach der Mittagspause haben, wenn überhaupt, denn eigentlich wäre das ja gar nicht vorgesehen und sie hätte das ja nicht wissen können.
Als sie merkt das Geißler darüber ziemlich irritiert scheint schiebt sie nach „Ich glaube der H. Kefer würde dazu gern was sagen“, dieser sitzt die ganze Zeit stumm neben ihr.
Ich habe mich an der Stelle gefragt warum sie für Kefer spricht und ob der plötzlich seine Stimme verloren hat … aber wahrscheinlich war es nur ein plumper Versuch aus der sehr misslichen Situation wieder rauszukommen und den Teil Kefer aufzudrücken.

Kefer sagt dann es würde zusätzliche Güterzugkapazität geschaffen, muss aber im Laufe der Diskussion zugeben, dass sich seine Aussage auf sog. „leichte Güterzüge“ bezieht die nur eine gewisse Menge geladen haben dürfen, für alle anderen Güterzüge wäre die alte Strecke besser als die neue.

Es wird dann eine ganze Weile über Güterzüge und div. Strecken diskutiert, da stieg mein Hirn aus weil ich den Streckenverlauf auch überhaupt nicht kenne, schwere Güterzüge sollen wohl dann über eine bisher wenniger genutzte Strecke laufen deren Namen ich mir aber nicht merken konnte.

Geißler wird irgendwann die Diskussion zuviel und er versucht sie irgendwie zusammenzufassen – ich hab die Zusammenfassung allerdings irgendwie noch weniger durchblickt… es wird dann noch ne Weile diskutiert bis Geißler irgendwann sagt „Die Küche meldet das Essen ist warm“

Kefer sagte auch noch zu den Gegnern „Sie haben behauptet Frankfurt hätte einen Kopfbahnhof, das stimmt so nicht“ – ich dachte „äääh wie jetzt, von der Buchmesse bis jetzt so schnell umgebaut?“ Es gab auch murrende Töne im Raum und Kefer schiebt nach „Der Flughafen ist ein Durchgangsbahnhof“
Äääääh … wie jetzt?! Weil der Flughafen ein Durchgangsbahnhof ist stimmt die Aussage das Frankfurt einen Kopfbahnhof hat nicht?! Hm … gehört der Hauptbahnhof dann wohl nicht zu Frankfurt?!
Nach der Argumentation könnte man einfach am Flughafen Stuttgart einen ordentlichen Bahnhof bauen und den verbuddeln – dann hätte Stuttgart ja auch keinen Kopfbahnhof mehr 😉

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s21 – Der 1. Schlichtungstag Teil 1

Tja … ich hatte mir vorgenommen zumindest das 1. Schlichtungsgespräch anzusehen, auch um mir ein Bild von dem Schlichter Heiner Geißler zu machen, denn dem traute ich nur mäßig über den Weg auf Grund seines Parteibuches ;).

Ich werde das Gesamtthema wohl in mehreren Teilen bebloggen, weil da heute ziemlich viel verschiedenes auf  mich eingeprasselt ist. Und es war tatsächlich informativer als ich es im Vorfeld erwartete.

Ich bin, wie schon mal erwähnt, ja eher unpolitisch und kenne mich in der Landespolitik nicht besonders gut aus daher kannte ich all die beteiligten Personen überhaupt nicht und war Ihnen weder positiv noch negativ gegenüber eingestellt. Und wahrscheinlich krieg ich auch gar nicht mehr alle Namen zusammen vermute ich.

Die Schlichtung begann mit jeweils etwa 45minütigen Vorträgen der Pro und Contra S21 Gruppen, für die Pro-Seite sprach ein Herr Kefer der wenn ich das noch richtig weiß von der Bahn ist, für die Gegner sprach H. Palme, OB von Tübingen und passend zu seiner Krawattenfarbe ein Mitglied der Grünen.

Herr Geißler führte die Schlichtung eher locker und ermahnte die Parteien gleich sie sollen sich doch bitte so ausdrücken dass auch der Mensch von der Straße versteht über was gesprochen wird und man solle bedenken, dass man sich nicht in einer Expertenrunde befindet. Eine wie ich finde sehr gute Ermahnung, die im Laufe des Tages noch mehrmals geäußert wurde, Herr Geißler scheute (zum Unmut von Frau Gönner) auch nicht die Referenten zu unterbrechen wenn er den Eindruck hatte es würde etwas unklar/unverständlich formuliert – fand ich einen guten Ansatz, auch wenn ich persönlich nicht immer Verständnisprobleme hatte. Dennoch drückt es aber aus, dass sich der Schlichter auf die Menschen zubewegen will und versucht über das Verstehen können wieder Vertrauen aufzubauen. Das Frau Gönner da irgendwann intervenierte und meinte man müsse eben auch Fachtermini nutzen wenn man mit Fachleuten im Gespräch sei, zeigt für mich das sie wohl Geißlers Gedankengang dahinter nicht richtig verstand. Denn auch wenn Geißler vielleicht mal zu oft unterbrochen hat, weil es die Leute draußen auch so verstanden hätten, so zählt für mich der Gedanke dahinter einfach mehr.

Auch mit kritischen Nachfragen mussten beide Seiten rechnen und so manches Mal hatte ich den Eindruck das Herr Geißler leicht genervt war wenn sich wieder durchgewunden werden sollte.

Von mir ein großes Lob an Herrn Geißler – und das ist mir obwohl es so nicht geplant war diesen eigenständigen Artikel wert – ich wurde sehr positiv überrascht, rechnete ich doch mit CDU-Klüngel und erlebte aber kritische Nachfragen die auch weitergeführt wurden wenn sie den anwesenden CDUlern unangenehm wurden.

Auch die Versuche von Frau Gönner (Verkehrsministerin BaWü) immer wieder so ein bisschen das Heft aus der Hand zu nehmen unterband er, obwohl sie es wirklich oft versuchte.

Bisher ist das Internet – besonders die Gegner von S21 – voll des Lobes über Heiner Geißler, ich persönlich bin ja überzeugt davon dass er am Verhandlungstag über K21 genauso kritisch bei den S21-Gegnern nachhaken wird und dann werden die Pro-Leute jubeln und ihn feiern und die Gegner ihn verfluchen und als parteiisch ansehen. In meinen Augen muss er aber genauso handeln um seine Aufgabe als Schlichter ernst zu nehmen – ich hoffe ich habe mich nicht in ihm getäuscht und es passiert auch so, denn sonst würde er sich arg angreifbar machen und das fände ich ja sehr schade. (auch wenn mir persönlich das was von den Pro-S21 Leuten zu sehen eine gewisse Schadenfreude entlockte)

Ich hoffe also, das die K21 Befürworter besser vorbereitet sind als das was ich da heute gesehen habe. Sehr viel schlechter kann man sich mE gar nicht mehr präsentieren, als das was heute die Bahn/das Land und die anwesenden CDU-Leute boten.

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Twitter und die Fernsehsender

Eigentlich hätte ich darüber nie gebloggt, aber ich habe eben einen Artikel gelesen von Quotenmeter.de der mich dazu veranlasste, einfach weil ich den Artikel so schlecht/einseitig fand.

Es twittern die verschiedenen TV-Sender, manche besser, manche auch eher schlechter – in dem Artikel wird fast ausschließlich der Account von Pro Sieben erwähnt und beworben, das entlockte mir ein herzhaftes Lachen.
Wenn ich einen vorbildhaften Twitteraccount aus den TV-Sendern suchen müssten denen ich folge dann wüsste ich schon mal sicher das es Pro Sieben nicht ist, auch den bepriesenen Umgang mit Kritik muss ich wohl mal suchen – aber vielleicht finde ich ihn ja wieder wenn Pro Sieben mich nicht mehr blockt.

Das tut Pro Sieben nämlich wenn man es wagt eine ihrer Sendungen zu kritisieren … ich weiß gar nicht mehr was ich da so „böses“ schrieb, denn es fiel mir ja erst irgendwann mal zufällig auf … ich glaube aber ich habe nur einmal Kritik geübt, in der Anfangsphase von „Solitary“, und dabei geäußert dass ich Sonya Krauss da für ne Fehlplatzierung halte (ich mag ihre Moderation allgemein nicht sonderlich gerne) und das mir die Nichtmoderation bei dem amerikanischen Original besser gefällt.
Und ich schrieb mal das ich es ziemlich doof finde, dass sie in den ersten Solitarytrailern (die während der Sendung liefen und bei der Vorschau auf die nächste Woche) so viel verrieten, anfangs konnte man nämlich im Trailer schon sehen wer in der nächsten Woche geht – das ist mE für eine Show bei der die Frage ist wer gehen muss eher suboptimal.
Sonst fällt mir nix ein was ich geschrieben hab, allerdings ist da mein Hirn auch wirklich eher auf Kurzzeit ausgelegt.

Nach den Erfahrungen mit Pro Sieben und ihrem Twitteraccount wundert mich der lobpreisende Artikel von Quotenmeter doch sehr und es stellt sich die Frage, ob sie vielleicht einfach nur gut bezahlt wurden oder ob man bei Medienmagazinen einfach freundlicher behandelt wird und Quotenmeter es einfach verpasst hat mal unter ihren eigenen Followern nach den Erfahrungen mit den Sendern zu fragen.

Schon bevor ich von Pro Sieben geblockt wurde hatte ich das zufällig in irgendeinem Blogbeitrag von jemandem gelesen, er wunderte sich ebenfalls über die Blockwut von Pro Sieben, ein Einzelfall scheine ich also nicht unbedingt zu sein.
So bleibt dann wohl

Ansonsten versucht man die Meinung der Follower (ProSieben folgt über 30.000 von ihnen) zu den Sendungen (meist positiv, aber auch Kritik scheut man nicht) wiederzugeben.

(Quelle)
mein persönlicher Witz des Tages. (ab da hab ich den Artikel dann auch nicht mehr weitergelesen)
In solchen Momenten weiß ich aber wieder warum ich persönlich irgendwann beschlossen habe DWDL informativer und sympathischer zu finden – sie wirken einfach seriöser und weniger „trashy“. Quotenmeter nutze ich nur noch sporadisch wenn es mir um so simple Dinge wie Serienbesetzungen geht – schade eigentlich, ich hätte einen solchen Beitrag über Fernsehsender und Twitter nämlich ehrlich interessant gefunden, wenn er nicht besser die Überschrift „Werbung für pro Sieben und ihren Account“ gehabt hätte.

Und damit mein Artikel seinen Namen auch verdient hier dann mal die Übersicht über die TV-Sender denen ich folge (mir noch fehlende/unbekannte sind gerne in den Kommentaren gesehen) und meinem Eindruck dazu:

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Man kann es gar nicht oft genug sagen

Via Twitter stolperte ich über einen Artikel bzgl. des „Tag des weißen Stockes“ am 15.10. und dort waren laut Überschrift Tipps im Umgang mit Blinden angekündigt – und als allererster Tipp steht da:

Ganz wichtig: Hilfe immer erst mündlich anbieten und dann leisten

Und in mir schreit alles JAAAAA – und bitte bitte bei ALLEN Behinderten nicht nur bei Blinden! Alte Omas zerrt ihr auch nicht einfach so über die Straße nur weil sie vielleicht vor dem Zebrastreifen stehen blieben. Es gibt also auch GAR KEINEN Grund Rollstuhlfahrer einfach so und ohne jegliche Ansprache plötzlich zu schieben, ehrlich nicht!

Und ebenso wichtig, bitte akzeptiert auch dass/wenn man keine Hilfe benötigt. Falls ihr euch dabei unwohl fühlt dann bleibt von mir aus noch in der Nähe stehen aber lasst eure Finger bitte vom Rollstuhl – außer ihr seht da ist jmd in einer akuten Notsituation.

Ich möchte euch auch Beispiele geben vielleicht dient das der Nachvollziehbarkeit.
Ich schiebe gelegentlich meinen Rollstuhl selbst in den Bus, weil es schneller geht oder weil es mir besonders wichtig ist gerade diesen Bus zu erreichen (denn auf die Rampen ist nicht unbedingt Verlass).
Ich, mein Rollstuhl und der Türgriff sind ein stabiles System – ich stehe zwar krumm aber ich fale nicht um oder stolpere. Merkwürdigerweise sind die Menschen beim Einsteigen sehr viel eher bereit ein „Nein, danke“ zu akzeptieren, dabei ist es für mich beim Aussteigen viel gefährlicher wenn sie das eben nicht tun.
Das Aussteigen läuft so ab:
Ich schiebe den Rolli zur Tür (wenn der Bus steht), kippe ihn nach hinten auf seine großen Räder und lasse ihn runterrollen, dabei stehe ich stabil weil ich mich ja am Rollstuhl festhalte und der mit den Rädern fest auf dem Untergrund ist, steht der Rollstuhl dann auf dem Boden halte ich mich am Griff und an der Tür fest und steige selbst aus.
Hilfe ist dabei, sofern der Bus keine wirkliche Stufe hat (bei mehreren könnte ich schon gar nicht alleiine Einsteigen), völlig unnötig. Wenn jetzt jemand weil er mir mein „nein danke, es geht“ nicht glaubt an den Rollstuhl greift dann weiß er meist schon gar nicht wo er ihn anfassen soll und die wenigstens greifen dann wenigstens an beide Seiten.
Greift man nur an eine Seite ist mein Rollstuhl/ich/tür System aber nicht mehr stabil denn auf einer Seite steht das Rad nicht mehr auf dem Untergrund und damit hängt der Rollstuhl in der Luft und bringt mich damit ins Wackeln und erschwert mir erheblich den Rollstuhl zügig und problemlos aus dem Bus zu schieben, denn ich müsste ihn dann schon mehr rausheben und das kann ich nicht. Ich habe eh Probleme mit dem Gleichgewicht und wenn dann noch jemand an dem Teil rumwackelt durch das ich mir das Gleichgewicht gerade hole ist das für mich wirklich schwierig.
Getoppt wird das nur noch von Leuten die den Rollstuhl – am besten an einer Seite – anfassen und ihn gleichzeitig noch nach vorne ziehen, Leute damit zieht ihr mich nach vorne und bringt mich wenn ich nicht schnell genug loslasse und zum Türgriff greifen kann in Gefahr aus dem Bus zu fallen!! Und beide Hände loslassen darf ich ja gar nicht sonst fällt mein Rollstuhl unkontrolliert irgendwie aus dem Bus. Das tut weder euch noch meinem Rollstuhl gut.

Das ist verdammt nochmal gefährlich!! Für mich, für euch und auch für meinen Rollstuhl.
Und dann erwartet ihr noch dass ich mich bedanke obwohl ihr mir gerade mein Leben erschwert habt und mich dabei u.U. in Gefahr gebracht habt. Ja, ihr habt es sicher nur gut/nett gemeint, aber gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht.

Und bitte helft mir nicht ohne Absprache/Ansprache beim Bordsteinhochfahren oder beim in den Bus einsteigen über die Rampe – beide Male muss ich den Rollstuhl kippen um die Vorderräder hochzukriegen, das kann ich und ich weiß wie leicht mein Rollstuhl kippt und wie weit er das darf. Ich muss dazu eine bestimmte Menge Kraft aufwenden und mit dem Körper ausgleichen wenn er mehr oder weniger kippen soll. Wenn ihr da plötzlich hinten an die Griffe geht und mich noch mehr kippt kommt eure Kraft noch dazu und für mich entsteht der Eindruck nach hinten umzufallen – und das könnte auch passieren wenn ihr das nicht schnell genug versteht und/oder ich es nicht schnell genug durch ruckartiges nach vorne werfen ausgleichen kann.
Noch schwieriger wird das ganze wenn ich einen Rucksack/Einkäufe am Rollstuhl hab und das Gewicht eh schon nach hinten zieht, dann benötigt es oft nur minimalen Druck um den Rollstuhl umkippen zu lassen.
Ich weiß das, ihr könnt das aber gar nicht abschätzen und könnt mich dann ganz versehentlich umwerfen.

ich mag es auch nicht wenn ich da so meines Weges fahre und plötzlich und ohne ein Wort zu sagen schiebt einer von hinten – ich schiebe euch auch nicht wortlos durch die Gegend!

Ihr könnt helfen, wenn das nötig ist – aber bitte fragt vorher!! Dann kann ich euch sagen was ihr tun sollt und weiß Bescheid.

Wann ihr helfen SOLLT? Es wäre super nett wenn ihr helft wenn ihr seht das ich umgekippt auf der Straße liege, dann braucht ihr auch nicht fragen ob ihr sollt sondern könnt mich einfach wieder auf meine Räder stellen, denn ich kann es alleine nicht.
Und wenn ihr jetzt denkt das passiert nicht, doch, es ist mir schon passiert – die Einkäufe hintendran einen Moment unterschätzt und einen abgeflachten Bordstein runtergefahren und in dem Moment als die Hinterräder aufsetzten angetrieben und dann in Zeitlupe auf der stark befahrenen Straße umgekippt. Kommt selten vor, aber naja dumm gelaufen … Läufern bricht ja auch mal ein Absatz ab…

Wann ihr auch helfen sollt: Wenn ihr seht ich stehe auf einem Gleisübergang und bewege mich nicht und die Bahn kommt – in manchen Städten sind die Straßen-/Gleisverhältnisse so schlecht das man ab und an mal stecken bleibt – aber bitte FRAGT bevor ihr was tut oder sagt zumindest einen Ton, denn es ist wahrscheinlich das ich gerade ebenfalls versuche meinen Rollstuhl zu kippen.

Fragen könnt ihr auch gerne, wenn ich einen Berg hochfahre oder mich mit einem Bordstein abmühe, ich sage euch dann schon ob ich das schaffe – manches Mal werde ich eure Hilfe aber auch annehmen 😉

Und bitte fühlt euch nicht gekränkt wenn ich eure Hilfe ablehne, das geht nicht gegen euch sondern hängt evtl damit zusammen das ich Dinge alleine besser kann (wie zB aus dem Bus ohne Stufe aussteigen) oder eben DASS ich sie eben kann. Selbstständigkeit ist ein hohes und wichtiges Gut und Dinge selbst zu tun ist etwas völlig normales.
Wärt ihr mit eurem Fahrrad unterwegs und ich käme zu euch, würde mir euer Fahrrad schnappen und sagen „Ich fahr/schieb es dir“ wärt ihr auch eher genervt als dankbar, erst Recht wenn ich es wortlos an mich nehme.

Wenn ihr mich im Supermarkt vor einem Regal stehen und hochschauen seht dann kann es sein das ich versuche zu entziffern was da steht oder aber ich will vielleicht tatsächlich was von da oben, wenn ihr fragt ob ihr mir was geben sollt dann rechnet also auch mit einem „Nein, danke ich kuck nur“ und murmelt dann nicht ein „ich wollt ja nur helfen“ in euern Bart und seit irgendwie angegriffen weil ich eure Hilfe nicht brauchte.
(das könnt ihr natürlich auch auf andere Situationen beziehen)

Und wenn ihr mich, zB nachdem ich meinen Rollstuhl über Gleisen schob, in den Rollstuhl einsteigen seht dann bitte lasst auch eure Finger weg und greift nicht ungefragt an die Griffe mit der Intention mir den Rollstuhl festzuhalten. Ich halte mir den selbst fest (ja, ich kann auch einsteigen während die Bremsen offen sind) und wenn ihr da durch das Anfassen der Griffe die Position verändert dann kann ich sehr unsanft auf dem Boden landen. (ja, auch das passierte mir beinahe)

Sollte ich eure Hilfe einmal ablehnen und ihr seht dann aber, dass ich doch welche brauche z.B. bei einer Gleisüberquerung bei der ich doch in irgendeinem dummen Loch stecken blieb, dann wäre es nett wenn ihr nochmal kommt und mir helft und das vielleicht ohne dass ihr mir ewig erklärt dass ihr euch das ja gleich gedacht habt und ich ja jetzt sehen würde das ich eure Hilfe brauche.
Das dürfte aber selten vorkommen, denn eigentlich weiß ich um meine Fähigkeiten und Defizite.

Und bitte: Diskutiert nicht mit mir ob ich auch wirklich(!) keine Hilfe brauche, ich überlege mir meine Antworten normalerweise sehr gut und möchte nicht darüber diskutieren müssen

Und redet bitte einfach mit mir, ich spreche eure Sprache und antworte euch auch.
Und vergesst bitte nicht, ich bin nur ein normaler Mensch, das heißt auch ich hab mal einen schlechten Tag, noch keinen Kaffee getrunken, mich gerade über jemanden/etwas geärgert etc es kann also auch mal vorkommen das ich euch nur kurz und knapp oder auch mal etwas ruppig antworte, ihr müsst dann nicht denken das alle Rollstuhlfahrerinnen unfreundliche Nüsse sind sondern einfach dass ich gerade eben (entgegen meiner sonstigen Natur) unfreundlich war aus irgendeinem ganz normalen Grund.

Besonders leicht ruppig werde ich übrigens wenn Rollstuhlplätze blockiert sind und die Bahn/der Bus gleich losfährt und das für mich bedeuten würde eine Runde durch den Bus/die Bahn zu rutschen. Dann halte ich mich auch mal nicht mit sehr vielen Floskeln auf sondern es zählt nur zu einem sicheren Stellplatz zu kommen, weil es sonst für mich gefährlich sein könnte.

Ich schätze es zum Beispiel nicht wenn ich unmittelbar vor der Frontscheibe des Busses stehe und Menschen nur zu faul sind mir in dem (leider) schmalen Gang Platz zu machen damit ich zu dem Stellplatz komme. Busfahrer haben manches Mal abenteuerliche Fahrstile und für eine weitere Fahrt ist das mir schlicht zu gefährlich dort, ich will am Ende noch aussteigen können ohne mir meine Zähne bei einem Bremsmanöver an der Metallstange im Durchgang ausgeschlagen zu haben (die ist da nämlich in der Nähe meines Kopfes).
Wenn ich darum bitte dass man mich durchlässt meine ich das also auch so und dann braucht ihr nicht sagen „Wollen Sie da wirklich durch? Sie können doch auch hier stehen bleiben“ – ich könnte das theoretisch, einfach weiel meine Räder dort Platz haben, aber eigentlich ist das viel zu gefählich, für mich und für euch denn wenn ich bei Brems-/Gasgebaktionen umkippe dann treffe ich auch euch.

Ja, dann kann ich unfreundlich werden, schon wei mein Kopf eigentlich mit den wichtigen Dingen beschäftigt ist wie z.B. nicht umkippen, nicht rutschen und mein Ziel ist einen sicheren Platz zu erreichen in sehr begrenzter Zeit – das Fahren in einem fahrenden Bus ist nämlich ein bisschen anstrengender als im stehenden.
Da könnt ihr euch dann hinterher auch über den unfreundlichen Rollstuhlfahrer auslassen, ich wäre freundlich geblieben wenn ihr mir nicht hättet erklären wollen was ich bestimmt kann und mir dadurch die Situation erheblich erschwert hättet.

ich bin eigentlich immer höflich, das gehört sich so – aber ich muss es nicht immer sein, das ist etwas normales und auch mein Tag kann mal beschissen sein – ob ich es dann bleibe hängt aber auch von euch ab.
Ich bedanke mich im Normalfall auch immer (auch wenn mir jemand die Kaufhaustür aufhält) gehe aber immer mehr dazu über das bei Hilfe die mir nichts half zu unterlassen.

Man darf mir auch gerne Fragen stellen und man muss auch seine Kinder nicht von mir wegzerren nur weil sie neugierig sind, allerdings kommt es auch durchaus vor das ich mal in Eile bin und keine Zeit habe weil die Uni ruft oder so.

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2. Tag der Buchmesse, Donnerstag

Der Mobserv war gebucht, der Tagesplan sah folgendermaßen aus:
10:30 Uhr Ferdinand v. Schirach, ARD-Bühne
11:15 Uhr Sind wir nicht alle ein bisschen Ego v. Precht, Halle 4.1 B139
12 Uhr Flattr und die Buchbranche, Halle 4.0 D1352
13 Uhr Web 2.0 in der Buchbranche
(bei beiden Vorträgen war ich mir gar nicht sicher ob ich da als „Normalo“ reindurfte)
13-14 Uhr Sebastian Fitzek am Droemer Knaur Stand
13:30 Uhr Zoran Drvenkar „Du“, Halle 4.1 Q561
14 Uhr Lesung Studentenleben, Lesezelt
14:15 Uhr Twittagessen „Aubergine“
16 Uhr Lesung Oliver Rohrbeck, Halle 3.0 F365

Ein wunderbarer Tagesplan mit vielen Terminen de ich gerne sehen wollte.
Allerdings war mir beim Aufstehen morgens um 6 schon so übel, dass ich den Messetag kurzerhand strich und mich beim Mobserv via Mail abmeldete.
Als es mir später besser ging wäre ja das rechtzeitige Vormelden eher schwierig gewesen und so fiel der Messetag für mich ins Wasser 😦
Ich nutzte ihn dann um meinen Muskelkater mit meinem Heizkissen zu pflegen so dass er freitags wieder weg war.

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